Schulcampus wird 50 Millionen Euro kosten
...aber Sanierung der drei Schulen wäre mit 60 Millionen Euro noch teurer

Zwei Zahlen haben am Donnerstagabend im besonderen Ausschuss Schulcampus aufhorchen lassen. Stadtarchitekt Thomas Müller schätzt die Kosten für den Bau des Schulcampus inzwischen auf gut 50 Millionen Euro. Würde man die bisherige Realschule, die ehemalige Graf-von Bissingen-Schule und die Peter-Meyer-Schule sanieren, würde das aber 60 Millionen Euro kosten.
Schramberg. Vor diesem Hintergrund beschloss der Ausschuss schließlich, dass die Verwaltung weitere Informationen zu einem möglichen neuen organisatorischen und finanziellen Baumodell mit einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft (ÖPP) einholt. Außerdem soll die Stadt einen Workshop mit allen Beteiligten organisieren. Bei der weiteren Planung soll auf einen „normalen Standard“ geachtet werden. Schließlich soll statt mit 4 ½ Zügen künftig mit fünf Zügen geplant werden. Für die Peter-Meyer-Schule als SBBZ seien neun statt sieben Klassen einzuplanen.
Zum Auftakt der Sitzung hatten Mitarbeiter der Verwaltung und die Architekten Stefan Kamm und Kalliopi Gkeka über den Stand des Projektes berichtet.
Bebauungsplan stockt
Stadtplaner Joschka Joos informierte zum Planungsrecht, dass man den bebauungsplan wieder angehe, sobald die erforderlichen Grundsatzbeschlüsse vorliegen. Das betreffe beispielsweise das Mobilitätskonzept und die Parkierungsfrage. Bei letzterem werde man auch die früher schon mal angedachten Flächen nochmals untersuchen, aber auch nach einer Lösung innerhalb des Gebietes schauen.

Bei einem erforderlichen Artenschutzgutachten reiche möglicherweise eine Relevanzprüfung eines bereits vorliegenden Gutachtens aus dem Jahr 2020. Sobald die Gutachten und die Planungsphase 2 abgeschlossen seien, werde am Bebauungsplan weitergearbeitet.
Planung geht voran
Architekt Kamm versicherte, man sei bei der Leistungsphase 2 schon weit, teilweise schon bei der Entwurfsplanung. Anhand der neueren Pläne zeigte er die Veränderungen auf. Das Gebäude rückt etwas von der Böschung weg. Ein Durchgang zur Tiersteinstraße entfällt.

Das Gebäude sei durchstrukturiert. „Wir planen eine wirtschaftliche Konstruktion mit möglichst wenig Stahlträgern“, versicherte er. Zu klären sei noch die Gebäudetechnik, die Art der Heizung, der Brandschutz und die Lüftung.
Die Kosten klettern auf gut 50 Millionen Euro
Thomas Müller von der Abteilung Hochbau nannte die aktuellen Zahlen: Für die nun etwas vergrößerte Schule kam er auf 50,4 Millionen Euro. Dafür hatte er die Zahlen von 2023 hochgerechnet. Er hat aber auch die Kosten für die Sanierung der alten Schulen neu berechnet und kam auf 59,9 Millionen Euro. „Dann hätten wir aber nur die alten Gebäude.“


Mehr Klassenzimmer nötig
Kerstin Flaig von der Abteilung Schulen stellte das neue Raumprogramm der Schule vor. Der aktuelle Bedarf zeige, man werde eine fünfzügige Schule brauchen. Auch das Sonderpädagoge Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ), die Peter-Meyer-Schule also, werde statt der bisher geplanten sieben wohl neun Klassen haben.

Die beiden Kinderhorte Treff 12 und Doppelpunkt passten dann nicht mehr in den Campus-Bau. Deshalb soll der Doppelpunkt langfristig im Haus Graf-von-Bissingen-Straße 7 bleiben, das derzeit dafür umgebaut wird.
Weil das Land seine Schulbauförderrichtlinien komplett umstelle, mache es keinen Sinn, jetzt nach der Zuschusshöhe nach den alten Richtlinien zu fragen, machte Flaig klar.
Modelle für ÖPP
Kämmerer Klemens Walter informierte über mögliche Modelle einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft (ÖPP). Die CDU-Fraktion hatte angeregt, zu prüfen, ob man den Schulcampus nicht als „ÖPP“ abwickeln könne.

Bei solchen Projekten gehe es um vier Module: „Planung“, Bau“, „Betrieb“ und „Finanzierung“. Üblicherweise übernehme man mindestens Planung und Bau in eine solche Partnerschaft. Wie es hinterher weitergehe, könne man auch unterschiedlich gestalten: Stadt wird Eigentümer, Stadt mietet das Gebäude oder die Stadt least es und kauft nach Ablauf zum Restwert.

Eine weitere Möglichkeit sei, die Stadt beauftragt einen Generalunternehmer mit dem Bau und möglicherweise auch dem Betrieb des Gebäudes.
Der Landkreis Sigmaringen habe dies beim Bau der Bertha-Benz-Schule umgesetzt. Walter hatte sich in Sigmaringen informiert. Der Nachteil sei ein sehr hoher Planungs- und Abstimmungsbedarf im Vorfeld. Der Vorteil eine hohe Umsetzungsgeschwindigkeit. Man habe einen verantwortlichen Unternehmer, der sich mit Subunternehmern auseinandersetzen müsse.
Ein Problem für Schramberg: „Wir stehen schon im Projekt“, die Planung läuft schon seit Jahren. Deshalb könne das Modell nicht „Eins-zu-eins“ übertragen werden.

Schwierige Ausschreibungen
Andrea Lepsch vom Rechnungsprüfungsamt ergänzte, man müsse europaweit ausschreiben. Dafür brauche es externe Beratung. Auch wenn sich der Rat fürs schlüsselfertige Bauen entscheide, müsse man sich beraten lassen, denn da gebe es keine Erfahrungen.
Fachbereichsleiter Bent Liebrich schließlich berichtete über die Möglichkeiten der Projektsteuerung, entweder hausintern, über einen externen Projektsteuerer oder komplett außerhalb der städtischen Verwaltung aber mit deren Unterstützung. Heute hätten sieben Personen am Ratstisch Rede und Antwort gestanden, künftig sollten das nur ein oder zwei sein.

Wo stehen wir?
Clemens Maurer (CDU) war sichtlich unzufrieden mit der Präsentation. Er monierte dass die Gemeinderatsbeschlüsse vom Januar in vielen Punkten noch nicht umgesetzt seien. Er fragte, ob die Leistungsphase 2,wie beschlossen, nun abgeschlossen sei oder nicht. Er ärgerte sich, dass die Pläne erst in der Sitzung „in sechseinhalb Minuten“ präsentiert wurden.

Architekt Kamm erwiderte, man sei „soweit durch“. Es fehle aber noch der Brandschutz-Experte und ein Bauphysiker. „Da stehen wir auf dem Schlauch.“ Beide hätte die Stadt beauftragen müssen, wie Stadtarchitekt Müller später gestand. Wegen schwieriger Ausschreibungsbedingungen sei das noch nicht geschehen.
Architekt Kamm weiter: „Von der Erweiterung auf fünf-zügig haben wir heute in der Sitzung erfahren.“
Seine Kollegin Kalliopi Gkeka beruhigte, das sei nicht allzu schwierig umzuplanen. Durch den Verzicht auf die Lernterrassen, ließen sich die erforderlichen Klassenräume schaffen. Allerdings werde man wegen der größeren Schülerzahlen die Treppenhäuser vergrößern müssen.

Bei der Parkierung hakte Maurer nach, ob da das inzwischen leer stehende Aldi-Gebäude einbezogen sei. OB Eisenlohr berichtete von Gesprächen mit den Vermietern, die eine erneute Vermietung anstrebten.
Noch keine Projektsteuerung eingerichtet
Bei der Projektsteuerung hätte er konkrete Namen und Zuordnungen, keine theoretische Ausarbeitung erwartet. „Ich kann kein klares Projektmanagement sehen.“
Eisenlohr verwies darauf, der Rat müsse entscheiden, welches Modell er wolle. Danach richte sich dann die Art des Projektmanagements.
Maurer forderte schließlich einen Workshop mit alle Beteiligten und, an die Architekten gewandt, „einen Ausbau des Schulcampus nach normalen Standards“. Kamm sagte dies zu mit Blick auf den Don-Bosco-Kindergarten. Bei Schulen könne man anders planen als bei Kitas.

Schülerzahlen
Maurer erkundigte sich, was die Veränderungen bei den Werkrealschulen möglicherweise für Auswirkungen auf die Schülerzahlen haben. Flaig berichtete, dass das bisherige Abschlusszeugnis entfallen, die Schulart aber weiter bestehen werde mit dem Hauptschulabschluss. Welche Auswirkungen das habe, sei kaum abzuschätzen.
Guido Neudeck (SPD-Buntspecht) gab zu bedenken, dass mehr Schüler auch mehr andere Räume etwa Fachräume oder Lehrerzimmer bedeute. Gkeka bestätigte das und meinte, solche Umplanungen seien in der Struktur des Gebäudes möglich.

Zahlen zu den Kosten weitertragen
Udo Neudeck (Freie/Neue Liste) nannte den Workshop „eine gute Idee“. Ihm war wichtig, dass Müller die Kosten klar dargestellt habe. Es sei sehr wichtig, dass die Öffentlichkeit die Zahlen kenne. “Wenn wir die Schulen sanieren, wird es gleich viel kosten, als wenn wir neu bauen“, habe er bisher argumentiert. Nun wäre es sogar zehn Millionen Euro teurer. „Und wir haben keinen pädagogischen Mehrwert.“
Er riet von einer fünf-zügigen Schule auszugehen. Das Regierungspräsidium werde dies genau prüfen.
Fehlende Kommunikation
Tanja Witkowski (SPD-Buntspecht) wollte wissen, bis wann die Planungsphase 2 denn abgeschlossen sei. Kamm berichtete von den fehlenden Fachgutachten, die die Stadt hätte beauftragen sollen. „Seit Januar warten wir drauf.“
Müller verwies auf ein VGV-Ausschreibungsverfahren, das man noch prüfe.

Maurer mischte sich ein: „Diese verwaltungsinterne Diskussion in einer öffentlichen Sitzung zeigt, dass wir ein Projektmanagement brauchen.“ Bis zur Gemeinderatssitzung will er wissen, wie es bei den Gutachtern weiter geht. Eisenlohr sagt zu, dass bis dahin die Fragen geklärt seien.
Am Ende einer denkwürdigen Sitzung gab es einen einstimmigen Empfehlungsbeschluss für den Gemeinderat.